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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kardiologen beunruhigt Herzpatienten besonders durch vierte Corona-Welle erneut gefährdet
Eine Corona-Infektion verläuft bei Menschen mit Vorerkrankungen häufig schwerer als bei Gesunden – das gilt besonders für Herzerkrankte. Was Kardiologen ihnen deshalb raten.
Insbesondere Menschen mit hohem Alter, Übergewicht und Vorerkrankungen gelten als Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19.
Analysen zeigen: Viele mit SARS-CoV-2 infizierte Personen, die im Krankenhaus behandelt werden, weisen bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf – darunter etwa Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und auch Bluthochdruck.
Kardiologen beunruhigt durch niedrige Impfquote
Im Hinblick auf die Pandemieentwicklung und den langsamer laufenden Impffortschritt in Deutschland zeigte sich die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) bereits im Juli besorgt. Vor allem Menschen mit Herzerkrankungen seien durch die vierte Corona-Welle erneut gefährdet.
"Hinzu kommt, dass ein recht großer Anteil von Erwachsenen Impfangebote nicht annimmt, obwohl der Impfstoff mittlerweile in ausreichender Menge verfügbar ist", heißt es in einer Mitteilung der DGK.
Doch auch trotz Impfung seien Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen einem großen Risiko ausgesetzt, betonen die Kardiologen. Ihre bisherigen Erkenntnisse:
- Herz-Kreislauf-Patienten haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-Krankheitsverlauf und Tod.
- Die Sterblichkeit hospitalisierter Herzpatienten ist bei Covid-19 bis zu elffach erhöht.
- Auch Geimpfte können sich erneut mit dem Coronavirus infizieren. Es ist demnach davon auszugehen, dass Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hier deutlich häufiger schwere Verläufe erleiden als herzgesunde Personen. Beispielsweise mussten bereits geimpfte Herzinsuffizienzpatienten, anderthalb bis fünf Mal so häufig wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden wie nicht geimpfte Herzgesunde.
- Die Impfeffektivität ist zudem bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen leicht geringer.
Umso wichtiger sei es, dass ein überwiegender Teil der Bevölkerung geimpft ist, bekräftigt DGK-Präsident Prof. Dr. Stephan Baldus: "Eine Impfquote von über 80 Prozent hätte einen entscheidenden Effekt auf die oben genannten Punkte und stellt aus unserer Überzeugung einen ganz wesentlichen Hebel dar, um die Prognose herz- und kreislauferkrankter Patienten in der Pandemie zu verbessern."
Besonders gefährdete Patientengruppe umgehend schützen
Die Experten der DGK bitten politische Entscheidungsträger daher eindringlich, umgehend aktiv zu werden. Eine intensivere Aufklärung, das Schaffen von positiven Anreizen und gleichzeitig das frühzeitige Formulieren von geplanten Einschränkungen für Nichtgeimpfte seien vielversprechende Ansätze, um die Impfquote kraftvoll zu erhöhen.
Deutschland solle ferner alle Anstrengungen unternehmen, seine Partnerländer mit niedrigem Impfstatus kurzfristig und maximal mit der Lieferung von Impfstoff zu unterstützen, um das globale Pandemiegeschehen besser einzudämmen, so die Herzmediziner.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
- Pressemitteilung der DGK vom 23. Juli 2021
- Ärzteblatt
- Eigene Recherche